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Lexikon der Flugzeuge

- Modelle, Technik, Daten, Fakten -

Der kleinen Schweizer Firma Pilatus Flugzeugwerke AG gelang Ende der 1950er Jahre das, was die größten Flugzeugwerke seit Jahren vergeblich versucht hatten: Sie baute eine STOL-Maschine, welche Aufgaben bewältigt, die ein Normalflugzeug nicht und ein Helikopter nur mit größerem Aufwand und höheren Kosten ausführen kann.

Der Pilatus PC-6 / B2H2 Turbo-Porter, ausgerüstet mit einer Propellerturbine, ist ein abgestrebter Schulterdecker mit festem Fahrwerk und Spornrad in Ganzmetallbauweise. Er hat ein Doppelsteuer, Landeklappen und eine Nacht- und Blindflugausrüstung. Ein 800-Liter-Tank zur Brandbekämpfung ist optional in die Kabine einbaubar. Vertikal- und Schrägbildkameras für Fotoflüge können installiert werden. Ein Schleppsack auf einer Winde mit 1.500 m Seil ist zur Zieldarstellung verwendbar. Für Schneelandungen können Skis montiert werden. Für längere Flüge ist es möglich Aussentanks (2 x 238 Liter) anzuhängen. Die Transportkapazität beträgt 7 Personen oder 2 Krankentragen + 2 Personen oder Lasten bis 1.100 kg.

Er wird als leichtes, robustes Transport- und Verbindungsflugzeug in vielen Ländern genutzt. Wegen seiner exzellenten Kurzstart- und Landeeigenschaften kann er auch auf nichtbefestigten und/oder hängenden Flächen sowie mit Landekufen auch auf verschneiten oder vereisten Flächen landen und starten.

Weitere Einsatzmöglichkeiten sind Lastabwurf, Zielsack-Schlepper für Zieldarstellung (zum Training der Fliegerabwehrwaffen) und Luftbildflüge. Ferner auch Messflüge, Krankentransporte und Löschflüge zur Bekämpfung von Flächenbränden Die Porter wird auch häufig als Absetzmaschine für Fallschirmspringer gebraucht.

Der "Pilatus Porter" ist das Arbeits- und Kleintransportflugzeug der Schweizer Luftwaffe, weil seine robuste Bauart sowie die Kurzstart- und Landeeigenschaften auch Einsätze im bergigen Gelände ermöglichen. Heute dienen die Porter Flugzeuge dort hauptsächlich für Personen- und Materialtransporte, für das Absetzen der Fallschirmaufklärer sowie, mit einem Wassertank ausgerüstet, für die Waldbrandbekämpfung.

Technische Daten:

Hersteller Pilatus AG, Stans
Besatzung: 1 Pilot, 1 Copilot
Passagiere 6
Flugleistungen: .
Max. Geschwindigkeit 244 km/h
Reisegeschwindigkeit 225 km/h
min. Fluggeschwindigkeit 110 km/h
min. Fluggeschwindigkeit 90 km/h m. Landeklappen
Landestrecke 100 m
Startstrecke 300 m (über 15 m)
Max. Steigleistung 10 m/s
Max. Einsatzhöhe 10.000 m
Flugdauer 6 Stunden
Reichweite 1.330 km
. .
Abmessungen: .
Länge 11 m
Höhe: 3,2 m
Spannweite 15,2 m
Massen: .
Rüstgewicht 1.330 kg
Zuladung 1.440 kg
Max. Abfluggewicht 2.770 kg
Triebwerk: .
Modell Pratt & Whitney Canada
Typ PT6 A-27
Leistung 550 Ps
Art Freilauf-Propellerturbine
Drehzahl 33.000 U/Min
Kraftstoffverbrauch 150 l/h (in 3.000 m Höhe)

Entstehungsgeschichte der Pilatus PC-6:

Die Entwicklungsarbeiten am Porter wurden 1957 aufgenommen. Nach einer einjährigen Studie präsentierte Henry Fierz, der damalige technische Leiter von Pilatus, die Entwürfe des Pilatus Commercial Nr. 6 (= PC-6), dem er den Namen “Porter” gab.

Am 4. Mai 1959 konnte der erste von vier Prototypen seinen Erstflug ausführen. Er wurde von einem Lycoming-Kolbenmotor mit 340 Ps angetrieben. Kurze Zeit später wurde er an der Luftfahrtausstellung in Paris der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Nach etlichen Versuchsflügen wurde der Porter bald für unzählige Versorgungs- und Rettungsflüge erfolgreich in den Bergen eingesetzt, und viele Verunglückte verdanken ihm ihr Leben. Die Gletscherfliegerei hat durch den Porter neue Dimensionen erhalten.

Unterdessen startete am 12. März 1960 eine Maschine zu einer langen Reise nach Nepal. Dort leistete sie ausgezeichnete Dienste für die Schweizer Dhaulagiri-Expedition im Himalaya. Der Porter flog zahlreiche Material- und Personentransporte mit voller Nutzlast bis auf eine Höhe von 5700 m über Meer - Weltrekord! Noch bevor der Porter ein Jahr alt war, erhielt er einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde für die höchstgelegene Landung, die je von einem Starrflügel-Flugzeug durchgeführt wurde.

Trotz des Erfolges war klar, dass der Porter mit den Lycoming Triebwerken von 340 Ps respektive 350 Ps an der Leistungsgrenze war. Die zu dieser Zeit beste auf dem Markt erhältliche Propellerturbine war die französische Turboméca «Astazou II» mit 530 Ps . Damit ausgerüstet startete am 2. Mai 1961 der PC-6/A Turbo-Porter zu seinem Jungfernflug. Sämtliche Leistungen konnten markant verbessert werden.

Den eigentlichen Durchbruch schaffte der Turbo-Porter 1964, als mit dem zuverlässigeren kanadischen PT6A-6A-Triebwerk von Pratt & Whitney der PC-6/B ausgerüstete wurde. 1964, bei bereits über 60 verkauften Maschinen, erfolgte eine Lizenzvergabe für den Porter an die amerikanische Firma Fairchild-Hiller Corporation. Damit gebührt dem Porter die Ehre, das erste Schweizer Flugzeug zu sein, welches im Ausland in Lizenz hergestellt wurde. In dieser Zeit konnte Pilatus auch weitere Großaufträge verbuchen

Ende der Sechziger Jahre aber gerieten Pilatus und der Porter in Schwierigkeiten. Die Kundschaft für den PC-6 war nicht mehr im gewünschten Ausmaß vorhanden. Dies aber nur für kurze Zeit. Drei Jahre später standen wieder 46 Maschinen in den Verkaufsbüchern. Der Porter ist ein Stehaufmännchen im wahrsten Sinne des Wortes.

Große Bedeutung hatte ab den frühen 70er Jahren die Arbeitsluftfahrt. Firman setzten während vieler Jahre neben anderen Flugzeugtypen auch PC-6-Maschinen mit Sprayausrüstung ein. Das Ziel war die Realisierung von verschiedenen Pflanzenschutz-Projekten, besonders in Indonesien aber auch in Amerika. Ihr Operationsgebiet liegt vorwiegend in der Dritten Welt, oft in Wüstengebieten. Neben Versorgungsflügen für die Erdölindustrie stehen Porter auch immer wieder im humanitären Einsatz für das Rote Kreuz, die UNO und weitere Organisationen.

Etliche Porter wurden mit Schwimmern ausgerüstet. Bis heute wurden von Pilatus in Stans und von Fairchild-Hiller in den USA mehr als 500 Porter gebaut. Davon existieren heute noch um die 300. Nicht mehr alle sind flugtüchtig, aber vielleicht nur noch kurze Zeit, denn der Marktwert von gebrauchten Porter ist hoch. Kaum denkbare Leistungen werden vollbracht, um alte Maschinen auf den neusten Stand zu bringen.